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Intergalactic Messenger - an INPC Publication
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1999-09-20 : Stadtkultur

Der Ursprung der neuen Städte

von Q

Früher einmal, man weiß gar nicht so genau wann, gründeten Menschen an besonders ressourcenreichen Stellen, wie Flußläufen und Buchten, die ersten Siedlungen. Der schnelle und verläßliche Zugang zu Nahrung war das wichtigste Merkmal bei der Wahl der ersten Siedlungsorte.

Später, nachdem das Geld erfunden worden war, trat die Eignung des Siedlungsortes als Handelszentrum und, noch ein bißchen später, als Produktionszentrum zu den gewünschten Merkmalen hinzu. Die Menschheit, oder genauer: Die Menschen der Ersten Welt waren in der Neuzeit angekommen.

Wie es scheint war ihre nächste große Errungenschaft das Einkaufszentrum. Dieses aber paßt, wenn es wirklich gut sein will, nicht in die alten Städte, deren fragmentarisches, durch immer wieder die Stadtmauer einen Meter hinausrücken gewachsenes Wesen die kolossalen Ausmaße der Konsumtempel nicht fassen will.

Bei IKEA, was nichts anderes ist als der abgekürzte Aufschreiob der riesigen Auswahl unsicher um das eigene Wollen gewordener Kunden, Ich Kaufe Einfach Alles...

Bei IKEA also gibt es Möbel, Accessoires, Bügel, Türklinken, Plastikgeschirr, komplette Küchen und ihren Inhalt. Wenn man es nur will, kann man mit einem wirklich großen Einkaufswagen bei IKEA sämtliche Einrichtungsgegenstände und obendrein noch deren Inhalt einkaufen, und damit im Handumdrehen eine bezugsfertige Wohnung komplett ausstatten.

Das ist schon ziemlich geschickt, aber es geht noch weiter. Um den riesigen IKEA-Komplex herum wachsen inzwischen weitere Verkaufsstände. Wie Symbionten schmiegen sich Marktstände an die Fassade des großen Bruders, der sie in seiner Nähe, sie unter seinem Dach duldet. Sie profitieren von dem regen Besucherstrom, der dem großen Bruder zufließt. Im Gegenzug erhöhen sie seine Attraktivität, denn wer hat es nicht gerne, wenn nach langem Laufen im Möbelland man sich den Weg in die Stadt sparen und die restlichen Besorgungen direkt vor Ort machen kann?

Wenn mit der Zeit immer mehr Symbionten am IKEA-blauen Bau emporwachsen, werden sich die Menschen eines Tages die Frage stellen, warum sie nicht ebenfalls ihre Zelte hier aufschlagen sollen. Nahrung und die Möglichkeit zum Einkauf gibt es hier, und, was in Zeiten horrender Parkgebühren auch ein wichtiger Faktor ist, Parkplätze in rauhen Mengen für umsonst.

Der Verkehrsstrom der Anwohner und der der Einkaufenden wird sich zu jeder Tageszeit wie ein osmotisches System verhalten: Des Morgens räumen die Arbeitenden ihre Parkplätze den Einkaufenden, am Abend ist es umgekehrt.

Ein weiterer Gedanke: IKEA könnte seine Märkte vermieten. Während der Öffnungszeiten wird alles Private weggeschlossen, beziehungsweise auf IKEAnische Weise verborgen (Bücher bekommen Schutzumschläge in skandinavischen Sprachen umgelegt). Abends dann gehört der gemietete Bereich seinen Bewohnern. Tische, Sofa, Fernseher, Bad, Küche werden von IKEA gestellt.

Als Ausgleich für das Fehlen wirklich privater Ecken gewährt das „Wohnen im IKEA"-Programm einige Vorteile, z.B. sind die Mahlzeiten in den IKEA-Restaurants für die Einwohner kostenlos, und IKEA sorgt mindestens einmal jährlich für eine komplett neue Möblierung.

Andere Ansichten:

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